Der Magen sammelt die verzehrten Speisen, zerkleinert sie weiter und vermischt sie mit Magensäure. Anschließend schickt der Magen den Speisebrei portionsweise in den Dünndarm. Nach einer Teil- oder Komplettentfernung des Magens ist die Sammelfunktion beeinträchtigt, und die Verdauung kann beschleunigt sein. Normale Portionsgrößen lassen sich meistens nicht mehr essen, ein ungewollter Gewichtsverlust ist die mögliche Folge.

Leben mit NET: Eine Patientin lässt sich von einer Ernährungeberatierin beraten
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Die professionelle Ernährungsberatung nach einer Magen-OP

Viele Patientinnen und Patienten müssen nach der Operation ein neues Ernährungsverhalten erlernen. Unterstützt werden sie von spezialisierten Ernährungsfachkräften, die ihnen zeigen, wie sie ihre Kost stufenweise wieder aufbauen, bis sie die neuen Ernährungsregeln selbstständig anwenden können. Das oberste Ziel ist, einem ungewollten Gewichtsverlust entgegenzuwirken und dem Körper alle benötigten Nährstoffe zur Verfügung zu stellen.1

So können Sie nach einer Magen-OP Ihr Gewicht halten

Die richtige Ernährung nach der Operation ist für einen positiven Therapieverlauf entscheidend und die Umstellung der Essgewohnheiten für viele Menschen nicht immer leicht. Die folgenden grundlegenden Hinweise geben Ihnen einen Einblick in die ernährungstherapeutischen Maßnahmen:

  • Achten Sie auf kalorienreiche Lebensmittel: Auch wenn Sie nur kleine Mengen zu sich nehmen können, erhält Ihr Körper so das Maximum an Energie.
  • Mahlzeiten verkleinern: Verteilen Sie fünf bis zehn kleinere Mahlzeiten über den Tag und verzichten Sie auf größere Hauptmahlzeiten. Die kleineren Mengen sind für den Darm leichter zu verdauen.
  • Kauen Sie gründlich: Nehmen Sie sich Zeit fürs Essen. Weicher und gut zerkleinerter Speisebrei entlastet den Darm.
  • Testen Sie Lebensmittel: Wenn Sie noch nicht wissen, wie gut Sie ein Lebensmittel vertragen, probieren Sie zunächst sehr geringe Mengen.
  • Hygiene beachten: Ihr Magen verfügt über weniger Magensäure, die Keime abtötet und somit Infektionen verhindert. Waschen Sie daher Ihre Lebensmittel gründlich, achten Sie auf das Haltbarkeitsdatum und garen Sie Fisch und Fleisch gut durch.
  • Essen Sie nach der Uhr: Erinnerungen per Handy oder Wecker helfen Ihnen, falls sich der Appetit nicht bemerkbar macht.
  • Rechtzeitig aufhören: Beenden Sie das Essen, sobald Sie ein Druck- oder Sättigungsgefühl spüren.

Was Sie gegen das Dumping-Syndrom tun können

Nach einer Magen-OP kann es dazu kommen, dass Speisen zu schnell und ohne die nötige Vorarbeit des Magens in den Dünndarm gelangen. Die Folge ist das sogenannte Dumping-Syndrom, das sich in zwei unterschiedliche Ausprägungen bemerkbar macht:

  • Das Frühdumping tritt gleich nach dem Essen auf und geht mit Bauchschmerzen, Durchfällen und Kreislaufproblemen einher. Die Nahrung wird zu schnell vom Magen an den Dünndarm weitergegeben und staut sich. Um die Nahrung abzutransportieren, leitet der Körper zusätzliches Wasser in den Dünndarm. Die Flüssigkeitsverschiebung belastet den Kreislauf, und der schnelle Abtransport der Nahrung verursacht Durchfall.
  • Das Spätdumping tritt mit einigen Stunden Verzögerung auf und wird begleitet von den Symptomen einer Unterzuckerung: Schwindel, Schweißausbrüche, Heißhunger, Schwächegefühl. Da die Nahrung schneller vom Magen in den Dünndarm gelangt, nimmt im Darm die Konzentration von Kohlenhydraten zu, die in den Blutkreislauf aufgenommen werden. Die Folge: Der Blutzuckerspiegel steigt stark an. Der Körper antwortet mit der Ausschüttung großer Mengen Insulins, das den Blutzuckerspiegel absenkt. Das anschließend überschüssige Insulin lässt jedoch eine Unterzuckerung eintreten, die die Symptome hervorruft.

Häufig lässt sich Spät- und Frühdumping nicht klar abgrenzen, und es kommt zu einer Mischung beider Symptomgruppen. Das Dumping-Syndrom ist typisch bei vollständigen Magenentfernungen, kann aber auch bei Teilentfernungen auftreten. Je nach Ausprägung des Dumping-Syndroms gelten unterschiedliche Ernährungsanpassungen.

Frühdumping

  • Halten Sie die Mahlzeiten klein, testen Sie, welche Portionsgrößen Sie vertragen.
  • Kauen sie gründlich, der Speichel leistet erste Verdauungsarbeit.
  • Trinken Sie zum Essen wenig, um das Volumen nicht zu vergrößern.
  • Verteilen Sie das Trinken auf die Zeiträume zwischen den Mahlzeiten.
  • Nach dem Essen ausruhen. Je nachdem ob Sie an Sodbrennen leiden, in liegender oder sitzender Position.

Spätdumping

  • Verzichten Sie auf stark zuckerhaltige Lebensmittel, um den Spätdumping-Symptomen vorzubeugen. So vermeiden Sie starke und abrupte Schwankungen des Blutzuckerspiegels.
  • Sind die Unterzuckerungssymptome dennoch eingetreten, nehmen Sie etwas Zuckerhaltiges zu sich, zum Beispiel ein Weißbrot mit Marmelade oder Traubenzucker.2,3

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Quellen:
Broschüre „Ernährungstipps bei NET oder Akromegalie – Informationen für Menschen mit neuroendokrinen Tumoren oder Akromegalie“, Nicole Erickson, 3. Auflage 2018. Herausgeber: Novartis Pharma GmbH
1https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Patientenleitlinien/Patientenleitlinie_Magen.pdf, letzter Aufruf am 09.10.2023
2https://www.gesund-vital.de/kompakt/dumping-syndrom#vorbeugen, letzter Aufruf am 09.10.2023
3https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/magenkrebs/ernaehrung.php, letzter Aufruf am 09.10.2023